 |
Weites, flaches Land - Rheinebene - sandfarben, beige die Erde.
Leicht angehäufelt sind die Furchen für das königliche Gemüse und schon locken die ersten
Sonnenstrahlen das Spargelballett ins Rampenlicht.
Der Solotänzer - wie immer etwas blasiert - dann die Truppe.
Doch wo bleibt die Primaballerina?
Sie hat sich abgesetzt, abgesprungen ist sie vom Korb des Spargelstechers, unter einem
Haselbusch inmitten vieler kleiner, grüner Blätter übt sie den Spagat.
Der aromatische Duft hat sie gereizt und verwirrt und schon macht ihr eines dieser seltsamen Blättchen den Hof, verbeugt sich vor soviel Grazie und flüstert:
"Bärlauch ist mein Name!"
|
|
 |
Eine Spargel-Bärlauch Affaire Orignal Tuschefüller, Acryl auf Papier 2004 (ca. 19,8 x 26,8 cm) |
|
Von der Einladung zu einer Premiere auf einem großen, weißen Teller erzählt er.
"Hätten Sie nicht Lust, mich zu begleiten?
Umschäumt von der verführerischsten ,Sauce mousline' der Welt, könnten Sie eine Pirouette
tanzen auf meinem Rücken",
raunt er ihr zu.
"Ganz speziell und nur für ein sehr erlesenes Publikum würde diese Aufführung zelebriert
werden. Es wäre die Krönung meines Lebens, meiner Berufung als zartester, frühester
Aromaspender.
Ein unvergleichliches Hochgefühl würde mich erfassen, die Ehre von einer der schönsten
und graziösesten Spargelspitzen zertreten zu werden".
Die Schöne ziert sich noch etwas, doch eitel wie sie ist, erliegt sie bald seinen Verführungskünsten.
Dass dies ihr letzter Auftritt werden würde,
|
|
 |
Eine Spargel-Bärlauch Affaire Orignal Tuschefüller, Acryl auf Papier 2004 (ca. 20,2 x 30 cm) |
|
kommt ihr nicht in den Sinn. Zu sehr ist sie mit ihrer perlmuttschimmernden Schönheit beschäftigt.
Sie lässt sich betören.
Pas de deux - ohne Happy-End auf einem großen weißen Teller!
© 2004 Ingeborg Hoven
|
|